Hier findet ihr uns:

 

Johannesschule

(Sporthalle)

Rehfuesstraße 38

53115 Bonn

Telefon:

0228 85 03 13 95 0159 06 32 52 77

 

info@wing-chun-kampfkunst.de

 

Trainingszeiten:

Donnerstag

18:00-21:00 h 

 

 

Von Mai bis September bieten wir einen zweiten Trainingstag im Freien an, Ort und Zeit auf Anfrage.

 

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Kampfkunst

Ursprünge

 

Der Name Kung Fu, der so viel wie "harte Arbeit, intensives Training" bedeutet, ist im Westen eine Bezeichnung für die chinesischen Bewegungskünste. Davon gibt es Hunderte. Sie unterscheiden sich nach Aufbau und Zweck ganz grundlegend. Manche setzen vor allem auf optische Effekte wie akrobatische Sprünge und Tritte. Manche dienen der Gesunderhaltung des Körpers. Wieder andere sind auf das sportliche Kräftemessen im Wettkampf ausgerichtet. Und einige sind reine Kampfstile, die helfen können, eine reale Notwehrsituation zu überstehen. Ein solches System ist das Wing Chun Kung Fu.

 

Wing Chun Kung Fu entstand vor ca. 300 Jahren in Südchina. Wing Chun ist der Name der (sagenhaften) Gründerin. Die verschiedenen Schreibweisen (Wing Chun, Wing Tsun, Ving Tsun) sind allesamt Umschriften des chinesischen Schriftzugs. Welche Umschrift gewählt wird, ist letztlich Geschmackssache und deutet nicht unbedingt auf technische Unterschiede hin. Die maßgebliche Form des Wing-Chun-Trainings wurde von dem legendären Großmeister Yip Man (1892-1973) entwickelt und in Hongkong unterrichtet. Von dort aus verbreitete es sich seit den Siebziger Jahren in der westlichen Welt. Die bedeutenden Schüler Yip Mans haben jeweils eigene Interpretationen des Wing Chun Kung Fu geschaffen, die  in Theorie und Praxis oft erheblich voneinander abweichen.

 

Konzept

 

"Kampfkunst" bedeutet: ein bestimmtes Konzept des Kämpfens wird optimal in Bewegung umgesetzt. Oft sind  es Tierbewegungen oder geometrische Figuren, die einer Kampfkunst die Ideen geben. Wing Chun folgt dem Konzept der Zentrallinie, der kürzesten Verbindung zwischen zwei Kämpfern. Wer die Zentrallinie angreift, hat die Initiative - wer die Zentrallinie besetzt, trifft den Gegner, bevor dieser treffen kann. Es geht im Wing Chun also darum, diese Linie möglichst schnell und kräftesparend zu erobern. Daher beschäftigen wir uns im wesentlichen mit drei Dingen:         1. mit dem geraden Fauststoß (= Schlagkrafttraining),         2. mit der richtigen Körperstruktur, um den Fauststoß zu optimieren (= Formen), 3. mit Methoden, den Fauststoß trotz Gegenwehr ins Ziel zu bringen (= Chi Sau). Alles andere, wie Meditation, Gymnastik oder Krafttraining, ist eine sinnvolle Ergänzung, nimmt im Wing Chun aber nicht so einen breiten Raum ein wie in anderen Kampfkünsten.

Strategie

 

Im Kampfsport werden Größen- und Kraftunterschiede weitgehend durch Gewichtsklassen ausgeglichen. Solche Einteilungen gibt es Im realen Kampf nicht. Ein offener Schlagabtausch mit körperlich überlegenen Gegnern geht meistens nicht gut aus. Im Wing Chun versuchen wir daher     die erste Aktion des Gegners durch eigenen Gegenangriff zu unterbrechen ("Attack the Attack"), sobald er die Distanz verkürzt. Entschlossenes Vorstoßen (manchmal auch: Ausweichen und Vorstoßen) bietet hier die Chance, den Angreifer abzufangen, bevor er seine physischen Vorteile ausspielen kann, und den Kampf innerhalb von Sekunden zu entscheiden. Wir brauchen keine Vielzahl von Techniken, die mehr oder weniger zufällig ausgesucht und ausprobiert werden. Der gerade Fauststoß auf der Zentrallinie ist die maßgebliche Waffe. Die meisten anderen Bewegungen, die das Wing Chun benutzt, dienen dazu, den Fauststoß zu unterstützen oder die Zentrallinie von feindlicher Gegenwehr freizuräumen. Tritte haben ebenfalls nur untergeordnete Bedeutung: zum Überbrücken  des Raumes im Nachsetzen oder zur Unterstützung der Hände sind sie manchmal nützlich.

 

Grundlagen

 

1) Fauststoß

 

Anders als ein box- oder karateähnlicher Stoß wird der Fauststoß des Wing Chun Kung Fu mit vertikaler Faust ausgeführt. Auch die Kraftentwicklung ist völlig anders. Man muss sich diesen Fauststoß vorstellen, als ob eine Stahlkette mit einer Eisenkugel am Ende nach vorn schnellt. Die Glieder der Kette sind die Gelenke, die Kugel ist die Faust. Der Fauststoß wird exakt auf die Zentrallinie geführt und verschiebt die Arme des Gegners nach außen oder nach unten. Gerade Wege sind kürzer als kurvige, Handtechniken sind schneller als Fußtechniken, so dass der zentrale Fauststoß das einfachste Mittel darstellt, einen Gegner auszuschalten. Wenn der erste Fauststoß sein Ziel findet, werden oft  mehrere Fauststöße schnell hintereinander geschlagen; eine solche Serie wird als Kettenfauststoß bezeichnet. 

 

2) Formen

 

Ein Fauststoß, der nur mit dem Arm ausgeführt wird, wäre nicht besonders wirkungsvoll. Er kann seine volle Zerstörungskraft erst entfalten, wenn der gesamte Körper exakt hinter ihm steht. Die Körpermasse folgt der Richtung der Arme, "Hand vor Fuß" ist ein wichtiger Grundsatz. Obwohl der Fauststoß des Wing Chun unspektakulär aussieht, kann auf diese Weise enorme Schlagkraft generiert werden. Das Fundament dafür wird durch das Training der Formen gelegt. Sie sind keine Anwendungen gegen dies und das, sondern sie schulen das Gefühl für die Mitte, den Körperschwerpunkt, den Stand und die korrekte  Haltung der Ellbogen, die im Wing Chun eng vor dem Körper stehen. Zu den Formen gehören diverse Übungsdrills, in denen wir Hand- und Fußtechniken mit Schritten und Wendungen verbinden. Der Körper lernt sich als Einheit zu bewegen, und es entsteht die typische Struktur des Wing Chun. Damit ist eine Stabilität gemeint, die nicht auf Muskelkraft beruht, sondern durch die richtigen Winkel und Positionen erzeugt wird. Sie ermöglicht auch leichteren und schwächeren Anwendern, mit überlegenen Kräften umzugehen.

 

3) Chi Sau

 

Selbst ein perfekter Fauststoß trifft nicht immer. Er kann das Ziel verfehlen, abgelenkt werden oder in der Deckung des Gegners hängen bleiben. Im Wing Chun trainieren wir, den Kontakt zum Gegner dann nicht wieder aufzugeben, sondern seine Deckungslücken und die Schwächen seiner Statik gleichsam zu erspüren, um unsere Fauststöße ins Ziel zu bringen. Die Methode, die diese Fertigkeiten entwickelt, heißt Chi Sau ("klebende Hände", "kontrollierende Hände"). Chi Sau   ist der Schlüssel zum Verständnis und zur erfolgreichen Anwendung des Wing Chun. Es ist ein Reaktionstraining im Nahkampf, das im wesentlichen über einen konsequenten Vorwärtsdruck funktioniert, der mit Hilfe der Körperstruktur    auf den Gegner ausgeübt wird. Chi Sau lehrt uns aber auch, unter Stress entspannt zu bleiben und dem Gelernten zu vertrauen.  In der Kampfsituation stellt es sich als ein Stoßen, Ziehen, Stören, Verschieben und Schlagen dar, das den Kontrahenten schließlich überfordert. Jenseits des Kampfaspekts ist es ein faszinierendes Spiel, in dem es darum geht, kleinste Abweichungen und Ungenauigkeiten zum eigenen Vorteil zu nutzen.

 

Zusammenfassung

 

Wing Chun Kung Fu ist für einen Kampf ohne Regeln gedacht. Es steht für ein Konzept der Vereinfachung. Wir orientieren uns nicht am Gegner, sondern verteidigen uns, indem wir auf der Zentrallinie vorstoßen und beliebige Angriffsaktionen schon im Ansatz zerstören. Die Hauptwaffe ist der vertikale Fauststoß, hinter dem der gesamte Körper steht. Das Chi Sau ermöglicht uns, den Gegner so zu bedrängen, dass wir seine Deckung aufbrechen und unsere Fauststöße ins Ziel bringen können.

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© Michael Schweitz